700 Jahre Margarete von Tirol

Vor genau 700 Jahren wurde Margarete von Tirol-Görz – besser bekannt als Margarete Maultasch - geboren. Das Jahr 1318 ist als Geburtsjahr zwar nicht belegt, wird aber allgemein als solches geführt. Die Gemeinde Terlan nahm dieses Ereignis zum Anlass, ein Projekt zu initiieren, in das mehrere Institutionen eingebunden waren wie das Kulturreferat, die Bibliothek, die Musikschule und die Mittelschule Terlan. Die Ergebnisse wurden am Montagnachmittag, den 26. November im Raiffeisensaal dem Publikum präsentiert.
Wie Kulturreferentin Frau Barbara Patauner, die alle anwesenden SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen, Amtsträger und Ehrengäste willkommen hieß, in ihren Begrüßungsworten erwähnte, ist Terlan mehrfach mit dem Namen „Margarete“ verbunden: die Burgruine Neuhaus ist als Schloss Maultasch geläufig, der Wandersteig dorthin heißt Margaretenweg, die Markenbezeichnung für den Spargel lautet bekanntlich „Margarete“, die Theatergruppe nennt sich Maultaschbühne, der Platz vor der Bibliothek wurde kürzlich als „Margarete-Maultasch-Platz“ ihr gewidmet und nicht zuletzt führt das Gemeindeblatt diesen Namen.
So viel Verbundenheit soll auch pädagogischen Nutzen bringen und so war es im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend, auch die Mittelschule in dieses Projekt einzubeziehen, wie Frau Dr. Martina Osti, Vizedirektorin des Schulsprengels, ausführte, die das Programm des Nachmittags vorstellte.
Das Leben von Margarete von Tirol-Görz, von dem man relativ wenig Gesichertes weiß, stand im Spannungsfeld von dynastischen Machtinteressen, klerikalen Moralvorstellungen und patriarchalischem Ständestaat. Der Konflikt einer Frau mit den Normen der Gesellschaft und seine Folgen, ein von der Geschichtsschreibung verzerrtes Bild, kann an der Biographie Margaretes exemplarisch gezeigt werden.
Zu dieser Thematik führte der Ausschnitt aus dem Film „Margarete - die letzte Gräfin von Tirol“ in der Regie von Angelika Gruber aus dem Jahre 2007 hin, der für Rai Südtirol produziert wurde. Dabei wurden die ungewisse Entstehung des Beinamens „Maultasch“ sowie die vielen ungerechtfertigten, ins Reich der Phantasie zu verweisenden Vorwürfe angesprochen, wie Margarete sei ein „Monster“ und „ein hässliches, mannstolles Weib“ gewesen.
Dieses Teilstück bildete die Überleitung zum Höhepunkt des Nachmittags, der von den SchülerInnen der zweiten Klassen der Mittelschule gestaltet wurde, nämlich mit einem Theaterstück und der Präsentation bildnerischer Arbeiten.
Die Geschichte-Lehrkraft Frau Dr. Evelyn Rauter hat eigens ein interessantes und witziges Theaterstück zum Thema „Margarete“ geschrieben und mit den SchülerInnen der Klasse 2A einstudiert. Es wurde als Interview mit einem Südtirol-Heute-Moderator (Michael Schwarz) inszeniert. Im Zentrum der Bühne saß natürlich Margarete (Sophie Schwarz), flankiert von ihren beiden Ehemännern Johann Heinrich von Böhmen (Adi Mehicic) und Ludwig von Brandenburg (Moritz Innerebner). Auch Papst Clemens VI. (Clemens Perkmann) hatte einen kurzen Auftritt. Die SchülerInnen spielten den Einakter trotz des anfänglichen Lampenfiebers bravourös und ernteten dafür viel Applaus von allen Anwesenden.
Nicht minder beeindruckend war das Publikum von den Bildnissen zu Margarete. Ausgehend von einem historischen Portrait erarbeitete Frau Dr. Christiane Raich, Kunsterzieherin an der Mittelschule, mit allen SchülerInnen der zweiten Klassen malerische Arbeiten zu Margarete. Entstanden sind dabei 67 sehenswerte Bilder, von denen mehrere von Frau Dr. Raich in einer Power-Point-Präsentation vorgestellt wurden. Alle 67 Werke sind im Eingangsbereich des Rathausgebäudes ausgestellt und können bis Ende Februar bestaunt werden.
In Vertretung des Bürgermeisters hob anschließend Vizebürgermeister Hans Zelger in seiner Ansprache den neu zu gestaltenden Bibliotheksplatz hervor, den in Zukunft eine Bronze-Skulptur des Grödner Künstlers Lothar Dellago schmücken wird. Der Künstler, 1940 geboren und an der Kunstlehranstalt St. Ulrich ausgebildet, erzählte von der Entstehung seines Werkes, ausgehend von der Idee bis zum ersten Modell und erklärte den noch auszuführenden Bronzeguss in anschaulichen Worten. Die Plastik zeigt eine Schlüsselszene aus dem Leben Margaretes: dem ersten Ehemann Johann Heinrich von Böhmen wird nach der Rückkehr von einem Jagdausflug der Zutritt zu Schloss Tirol verwehrt, Tür und Tor bleiben ihm für immer versperrt.
Am Schluss verwies die Bibliotheksleiterin Frau Renate Mair auf die bestehende Zusammenarbeit mit der Mittelschule und erwähnte die aufliegenden Buchtitel zu Margarete in der Bibliothek.
Passend und gekonnt umrahmt wurde die Veranstaltung von SchülerInnen der Musikschule Terlan unter der souveränen Leitung von Frau Martina Müller und unter Mitwirkung von …die am Beginn, in der Mitte und zum Abschluss typisch mittelalterliche Flötenklänge mit der rhythmischen Begleitung eines Schellentambourins und einer Trommel zum Besten gaben.
Der Nachmittag endete bei einem Umtrunk mit Buffet, vielen Gesprächen und dem Besichtigen der ausgestellten Schülerarbeiten.

Anton Summerer