„Die Erinnerung darf nicht enden“

Aufmerksam und gespannt hörten die Schüler der dritten Klassen der Mittelschule Terlan dem fast 90jährigen Cesare Finzi aus Ferrara zu, als er am Montag, dem 21. Jänner, von seiner Kindheit als jüdischer Schüler zu erzählen begann.
Die Jugendlichen, die Lehrpersonen und die Direktorin waren in die Aula der Grundschule gekommen, um den ergreifenden Berichten von vier Zeitzeugen des Faschismus und Nationalsozialismus zuzuhören.
Mit Cesare Finzi hatte sich auch Adriana Zanellato-Kraus eingefunden, die im Alter von 7 Jahren als Jüdin denunziert wurde und mit ihrer Tante und ihrer Cousine in Oberbozen am Ritten von der Gestapo verhaftet wurde.
Auch der Bozner Rechtsanwalt Arnaldo Loner war gekommen, um von dem Prozess gegen den Aufseher im Bozner Durchgangslager Michael „Mischa“ Seifert, der sich zahlreicher Morde schuldig gemacht hatte, zu sprechen. Rechtsanwalt Loner hatte die Gemeinde Bozen im Prozess vertreten, der zur Verurteilung des Mörders geführt hatte.
Lionello Bertoldi, der 20 Jahre lang der Präsident des Partisanenverbands ANPI Bozen war, forderte die Jugendlichen unter anderem auf, die Mauer des Durchgangslagers von Bozen als Ort der Erinnerung aufzusuchen und dabei der zahlreichen Opfer zu gedenken.
Sabine Mayr, Autorin mit Joachim Innerhofer des Buches „Mörderische Heimat-Verdrängte Lebensgeschichten jüdischer Familien in Bozen und Meran“, hatte mit der Italienischlehrerin der Mittelschule Laura Borsatto dieses Treffen geplant und organisiert.
Fast zwei Stunden sprachen die Zeitzeugen über ihr eigenes Schicksal und das ihrer jüdischen Leidensgenossen und hinterließen einen tiefen Eindruck in ihren Zuhörern. An die Worte Cesare Finzis werden sich die Jugendlichen noch lange erinnern: “Ci pensate? Avevo 8 anni e ho scoperto che non ero uguale agli altri bambini. Il trafiletto sul giornale spiegava che il massimo organo legislativo della Nazione vuole difendere la razza ariana. Ma di quale razza stiamo parlando? Esiste una sola razza umana! Siamo tutti uomini uguali! Abbiamo tutti due braccia, due gambe, una testa e nella testa un cervello, la parte più importante di tutti noi, quella capace di ragionare, questa sì, in maniera diversa”.
“Ra-gio-na-re”, dazu forderten die Zeitzeugen die jungen Zuhörer immer wieder auf, die Geschichte zu kennen, sich mit dem angeeigneten Wissen auseinanderzusetzen, darüber nachzudenken, nicht zu vergessen, und alles dafür zu tun, dass das Schreckliche nie wieder passieren möge.
Mit einem kräftigen Applaus, dankenden Worten und kleinen Geschenken verabschiedete sich die Mittelschule Terlan von ihren Gästen.

(Erica Gorreri, Lehrperson für Literarische Fächer, Mittelschule Terlan)